Kirche beteiligte sich an Menschenkette auf dem Northeimer Münsterplatz
Kirchenkreis. In sehr vielen Städten versammeln sich derzeit Menschen, um gegen Rechtsextremismus und Anfeindungen gegen die Demokratie zu demonstrieren. In Northeim riefen unter anderem die Kirchen zu einer Menschenkette um den Bürgersaal auf. Denn auch Kirche mischt sich gesellschaftspolitisch ein.
Hintergrund war eine Ehrung des AfD-Kreisverbandes für Björn Höcke, die Bürgermeister Simon Hartmann als Provokation bezeichnete und die auch bei Superintendent Jan von Lingen sofort Widerspruch auslöste. „Das ist nicht mein Northeim, wenn ein Mensch, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, in Northeim einen Preis bekommt und seinerseits Northeim als ein ´Kraftzentrum´ der AfD bezeichnet.“ Northeim stehe nicht für rechte, faschistische und extremistische Ideologien, so von Lingen.
Zur Menschenkette, die den Bürgersaal symbolisch gegen Rechte abschotten sollte, kamen laut Polizei 800 bis 1000 Menschen – ein deutliches Zeichen. Neben dem Bürgermeister sprachen auch die Bundestagsabgeordneten Frauke Heiligenstadt und Karoline Otte sowie Frank Marquard, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Warum aber beteiligt sich die Kirche an einer Demonstration, bezieht Stellung zu politischen Themen? Jan von Lingen: „In der hannoverschen Landeskirche haben wir eine Kirchenverfassung. Darin sind wir aufgerufen, als Christinnen und Christen Mitverantwortung für das demokratische Gemeinwesen zu übernehmen. In allen Auseinandersetzungen muss genau diese Demokratie die gemeinsame Basis sein“ sagt der Superintendent dazu. Weiterhin bekräftigt er: „Wir sagen sehr deutlich: Rechtsextremismus widerspricht fundamental den christlichen Grundüberzeugungen und Maßstäben. Dazu haben wir auch 10 Thesen gegen Rechtsradikalismus im Kirchenkreis verabschiedet. Wir halten uns an die Bibel, in der es heißt: ‚Suchet der Stadt Bestes.‘ (Jer. 29,7).“
Seine Haltung für den thüringischen AfD-Vorsitzenden bringt er klar zum Ausdruck: „Es kann nicht sein, dass mit der Ehrung des thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke in Northeim hoffähig und preiswürdig ist, was vom Verfassungsschutz in Thüringen als verfassungsfeindlich eingestuft und beobachtet wird.“
Dies sei auch keine persönliche Einzelmeinung, macht er deutlich: „Mit dieser Haltung sind wir uns mit allen Kirchen und Konfessionen in Northeim einig. Darum haben wir gemeinsam mit dem Ökumenischen Arbeitskreis in Northeim dazu aufgerufen und uns einem breiten Bündnis aus Parteien und Gewerkschaften angeschlossen. Wir sind keinesfalls ein ‚Kraftzentrum der AfD‘ – und das haben rund 1000 Menschen auf dem Münsterplatz deutlich gezeigt.“
Eine weitere Demonstration für Demokratie und gegen den erstarkenden Rechtsextremismus ist am 10. Februar in Einbeck geplant.
Menschenkette gegen Rechtsextremismus auf dem Northeimer Münsterplatz, Foto: Christian Dolle