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Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Kindergottesdienst

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Fest der Worte: "Über Gott und das Brillenputztuch"

18. April 2024
Marco Michalzik machte mit den Teilnehmenden Übungen, trug aber ebenso aus seinem Buch vor. Foto: Gunnar Müller/Sprengel Hildesheim-Göttingen

Treffen der Lektorinnen und Lektoren des Sprengels in Northeim

Northeim. Was hat Gott mit einem Brillenputztuch gemeinsam? Wie sage ich, woran ich glaube, ohne das Offensichtliche auszusprechen? Marco Michalzik, Poetry-Slammer, Rapper und Wortakrobat, hat mit den Lektorinnen und Lektoren im Sprengel Hildesheim-Göttingen in der Northeimer St.-Sixti-Kirche ein „Fest der Worte“ gefeiert. „Keine Angst vor eigenen Versuchen!“

Nach der Begrüßung durch Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder begann Michalzik mit einem kleinen Warm-up – eines „Slams“ aus einem seiner Bücher. Slams sind Vorträge, die irgendwo zwischen Lyrik und Prosa, einem langen Brief und einer kurzen Notiz mäandern. Meist autobiografisch mit eigenem Ich und Wir – und mal auch einem adressierten Du. Rhythmisch, mal reimend (aber selten) und dann lang vortragend.

„Sagen Sie mal, was Ihnen zum Thema ‚Glauben‘ einfällt?“ – Jesus Christus! Vergebung! Religion! Barmherzigkeit! ... Mehrere Minuten lang ließ Michalzik die rund 50 Lektor*innen Begriffe aufsagen. „Sie merken, wenn andere etwas sagen, geht eine Schublade auf und weitere Begriffe folgen.“ Diese sollten die Teilnehmenden alle auf einem imaginierten Blatt Papier notieren und sich dann schreibend damit auseinandersetzen. „Nur eine Regel: Alle Begriffe, die wir zusammengetragen haben, sind tabu in Ihrem Text.“

Und zudem gelte es, eine binnenkirchliche Fachsprache, mit offensichtlichen Begriffen, zu vermeiden. Eine nächste Übung: „Holen Sie einen Gegenstand aus Ihrer Tasche.“ Einige kramen ein Bonbon hervor, andere ein Schlüsselbund und eine Lektorin schließlich ein Brillenputztuch. „Und nun beschreiben Sie mal in Gedanken“, so Michalzik, „Gott ist wie… ein Brillenputztuch.“ Erst da werde es spannend, sich zu erlauben, in diese Richtung zu denken. Poetry-Slams, sagte Michalzik, seien eine Wortinstallation, funktionierten nur im Augenblick: „Wenn Sie danach den Raum verlassen, ist das Kunststück wieder abgebaut.“ Das Wichtigste sei, dabei authentisch zu bleiben und nicht andere kopieren zu wollen: „Der Vergleich ist der Tod vom kreativen Prozess, weil man sich wie andere versucht auszudrücken – und die gibt es ja schon.“