Vogelbeck

Foto: Jan von Lingen

Foto: Yvonne Guschke-Weinert

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Orgel

Foto: Jan von Lingen

Kindergottesdienst

Kindergottesdienst

Wort zum Sonntag, EM am 04.05.2024

04. Mai 2024

Ein unverdienter Lohn in der Hand

von Jan von Lingen, Superintendent im Kirchenkreis Leine-Solling

 

„Ich schaffe die Arbeit nicht mehr. Die Arbeit schafft mich“. Das erzählte mir jemand, der im Außendienst tätig ist. Andere erleben es ähnlich – in der Kita, in der Pflege und in der Wirtschaft. Gründe sind Arbeitsverdichtung, Fachkräftemangel oder Gewinnmaximierung – auch darauf hat gerade der „1. Mai – der Tag der Arbeit“ hingewiesen und sich für Verbesserungen stark gemacht.

 

Viele Unternehmen haben das verstanden und tun etwas. Gesunderhaltung im Beruf und Zufriedenheit am Arbeitsplatz sind Themen der Geschäftsführung, doch nicht alle Betriebe können sich das leisten. Der Wettbewerb ist manchmal unbarmherzig.

 

Einen „Kontrapunkt“ zu unserer schnelllebigen Arbeitswelt bietet die Bibel mit einem Gleichnis. Jesus erzählt von Arbeitern im Weinberg. Manche beginnen früh mit der Arbeit, andere kommen später dazu. Doch egal, wie lange sie arbeiten – alle erhalten am Ende den gleichen Lohn: Einen Silbergroschen. Natürlich gibt es Kritik: Sollen die Tüchtigen nicht besser entlohnt werden? Erfolge müssen doch etwas bringen!

 

Einmal mehr bürstet die Bibel unsere Vorstellung von Gerechtigkeit gegen den Strich – und wir staunen oder sind verwundert, vielleicht auch verärgert. Die Pointe erschließt sich erst beim Zählen des Lohns: Jeder und jede, egal, wie lang die Arbeitszeit war, erhält genau so viel wie ein Mensch an einem Tag zum Überleben braucht. Und das ist gerecht.

 

In Gottes Weinberg sind wir alle übrigens die Beschenkten. Wir stehen bei Gott eben nicht unter Leistungsdruck, ganz im Gegenteil: Aus eigener Kraft können wir nicht vor Gott bestehen. Und doch gibt er uns reichlich - so wie jenen Arbeitern im Weinberg. Manchmal ist das Geschenk Gottes wie jener Silbergroschen, nämlich unverdient. Dass ich lebe, dass ich liebe, dass ich glaube - dazu kann ich nur sagen: Gott sei Dank!

 

 

Jan von Lingen
Superintendent Jan von Lingen