Glück gehabt
Die Spannung in der Sparkassen Arena Göttingen ist kaum auszuhalten. Alle Zuschauer sind von ihren Plätzen aufgesprungen und blicken gebannt auf den letzten Wurf der Gastmannschaft, der mit der Schlusssirene in hohem Bogen auf den Korb zufliegt. Der Ball verfehlt knapp sein Ziel. Göttingen gewinnt die hochdramatische Partie mit einem Punkt Unterschied. Glück gehabt!
Zur Halbzeit lag die Heimmannschaft noch hoffnungslos zurück. Die Stimmung war gedrückt. Nun feiern die Fans den unerwarteten Sieg. Manchmal entscheiden Kleinigkeiten über den perfekten Sieg oder die schmerzliche Niederlage, über Glück oder Unglück. Beispielsweise beim Basketball der schmale Ring des Korbes mit einem Durchmesser von wenigen Millimetern.
Nach der Schlusssirene tanzt ein junger Mann mit Down-Syndrom freudig über das Spielfeld. Er stand während des Spiels mit seinem Begleiter in der Rolli-Lounge, einem Podest, das Menschen mit körperlichen Einschränkungen einen guten Blick auf das Spielfeld ermöglicht. Die Fans in der Rolli-Lounge kommen mit ihren Begleiterinnen und Begleitern, die sie zu ihren Plätzen bringen, auf das Spiel vorbereiten und unterstützen. Oft sind es auch hier nur Kleinigkeiten, die das Leben beeinflussen und zwischen Gesundheit oder Krankheit, körperlicher Unversehrtheit oder Versehrtheit entscheiden. All das spielt aber überhaupt keine Rolle. Es zählt die gemeinsame Leidenschaft für den Sport, die Lebensfreude und das kleine Glück des Augenblicks.
Ich bin froh und dankbar dafür, dass ich in einer Gesellschaft leben darf, die allen Menschen die gleichen Rechte zuspricht und solche Begegnungen ermöglicht. Glück gehabt!
Marco Spindler
Kirchenkreissozialarbeiter im Diakonischen Werk Leine-Solling
